Zum ersten Mal dabei: Gruppenreise ans Tote Meer vom 14.05. bis 11.06. von Marianne Hofer

Warum ich mich für die Teilnahme an der Reise entschieden habe? Ich bin inzwischen 64 Jahre alt und seit diesem Frühjahr "Neu-Rentnerin". Bereits seit 24 Jahren leide ich an Vitiligo. In den letzten beiden Jahren kam ein erheblicher Juckreiz dazu - zunächst an den Schienbeinen. Nach und nach dann am gesamten Körper. Seit zwei Sommern konnte ich keine Röcke mehr tragen, da meine Beine ständig blutig gekratzt waren. Im Schlaf habe ich mir die Haut immer öfter "abgezogen

Im November letzten Jahren stieß ich im Internet auf die Web-Seite der Selbsthilfegruppe Ostheim und damit auch auf die (evtl. in 2022 wieder stattfindende) Klimareise an das Tote Meer. Ich telefonierte mit Margitta Hess, um mich von ihr bzgl. der Erfolgsaussichten beraten zu lassen. Sie meinte, dass ich schauen müßte, wie die Haut reagiert, aber dass ich auf jeden Fall Tiefenentspannung erleben würde.

Und - so war es auch! Ich hatte mich entschieden, den gesamten Zeitraum zu buchen - und habe dies dann auch gleich im Dezember schriftlich gemacht. Nicht wissend, ob die Reise tatsächlich (corona-bedingt) würde stattfinden können.

Ich war noch nie in einem Urlaub so untätig. Hätte mir auch nicht vorstellen können, so viele Stunden im Natur-Solarium auf der Liege zu verbringen. Und - ich habe es genossen. Es war so schön, morgens gegen 06.30 h Richtung Strand zu gehen (ca. 5 Minuten zum Strand runter - da der Wasserspiegel weit abgesunken ist), eine knappe halbe Stunde - zusammen mit einigen wenigen anderen Früh-Badenden - im Wasser zu bleiben. Abzuduschen. Dann wieder zum Natur-Solarium hoch zu gehen. Ab auf die Liege - zum ersten Sonnenbad des Tages. Um 08.00 h fand sich regelmäßig eine kleine Gruppe zur 15-minütigen Gymnastik zusammen - Rosie aus Nürnberg hatte dies initiiert. Danach nochmals eine knappe Stunde pure Morgensonne für die Haut. Bei Vitligo ist es wichtig, die Haut kontrolliert der Sonne auszusetzen - und auf keinen Fall einen Sonnenbrand zu bekommen. Und das ohne Sonnenschutzmittel.

Seinen Rythmus findet dann jede/r selbst. Ich bin Frühaufsteherin - kann aber dann auf der Liege gut schlafen....

Ich hatte kein Arztpaket gebucht - sondern bin zwei Mal bei Dr. Bucharit gewesen. Angenehm fand ich, dass er Vitiligo ernst nimmt. Was mir tatsächlich zum ersten Mal passierte. Bisher habe ich in Deutschland keinen Hautarzt gefunden, der mich nicht leicht grinsend angeschaut hätte. Ich erlebte auch zum ersten Mal, dass die Widerstandsfähigkeit der Haut gemessen wurde. Und er gab mir Hinweise, auch welche Werte im Blutbild ich achten sollte. Und was ich im Solarium beachten sollte.

Da Margitta (unsere "Aufseherin") auch immer im Solarium war, hatten wir unsere Ratgeberin dabei. Und sie passte auf wie ein Schließhund, dass wir uns keinen Sonnenbrand holten. Und stand uns mit Rat und Tat zur Seite. "Praktikant Uli" war für den Männerbereich zuständig.

Dann zum Frühstück. Da im Dead Sea Hotel bis 10.00 h Frühstück angeboten wird, konnte ich noch in aller Ruhe frühstücken. Irgendwer war immer noch dort - so hatte man immer Gesellschaft. Die Auswahl beim Frühstück war für mich gut - ich liebte es, mir ein Frühstücksomelette mit Zwiebeln und Tomaten frisch zubereiten zu lassen. Dunkles Brot/Brötchen, Obstsalat, Käse, Joghurt, Grilltomaten, sehr leckere (nicht zu süsse) Leckerein waren ebenfalls in großer Auswahl vorhanden. Ich bin nicht nur mit dem Frühstücks-, sondern auch mit dem Abendbüffet (18.00 bis 22.00 Uhr) sehr gut zurecht gekommen. Da ich eine Vegetarierin bin, die auch manchmal ein wenig Fleisch/Fisch ist, habe ich die Mahlzeiten genossen. Vegetarier kommen auch gut zurecht. Bei (zusätzlich) glutenfrei wird es dann schwierig.

Störend war, dass zeitweise sehr viele Gäste im Hotel waren. Dann kamen die Kellner mit dem Eindecken überhaupt nicht hinterher. Und die Büffets sahen immer wieder aus wie nach der berühmten "Schlacht am (kalten) Büffet". In den letzten beiden Wochen kam weibliche Verstärkung aus den Philippinen im Service dazu - seitdem lief es wie am Schnürchen.

Nach dem häufig recht ausgedehnten Frühstück ging es dann wieder ab auf die Liege im Natur-Solarium. Dort habe ich dann oft die Zeit bis kurz vor Sonnenuntergang verbracht. Tatsächlich habe ich die meisten Tage ab spätestens Mittag komplett im Solarium verbracht. Vor allem die Spätnachmittagssonne habe ich dann wieder sehr genossen. Sehr angenehm fand ich auch, dass es unterhalb der Solarien einen Pool mit Wasser des Toten Meeres gibt, der beschattet ist. In diesem war ich tagsüber zum Baden (mit Badekleidung). Im Solarium waren wir alle nackt unterwegs - es hat mich von der Stimmung her etwas an Damensauna erinnert.... Im Solarium (natürlich nach Männlein und Weiblein getrennt) gibt es übrigens W-Lan - leider ist dies nicht immer stabil.

Da ich oft bis gegen 19.00 Uhr im Solarium war, habe ich die Happy Hour von 18.00 bis 19.00 Uhr leider nur ein paar Mal mitbekommen (pay one - drink two). Schade - Barkeeper Roland (aus den Philippinen) macht einen guten Job. Und um diese Zeit ist das Bier dann auch gut bezahlbar. Und es ist einfach nett, dort zu sitzen und sich zu unterhalten.

Natürlich konnte ich diesen Tagesablauf nicht vier Wochen lang aushalten. Das wäre mir dann doch zu eintönig geworden. Also habe ich mich für etliche der angebotenen Ausflüge angemeldet. Da wir uns immer zu Gruppen zusammen geschlossen haben, wurden die recht erklecklichen Fahrtkosten erträglich. Amman hat mich - wider Erwarten - begeistert. Die Teile der Stadt, die ich bei drei Besuchen erleben konnte, haben mich beeindruckt. Die Zitadelle fand ich als Einstieg und Überblick sehr schön und interessant. Der Basar mit seinem vielen Läden liegt gleich unterhalb - beginnt beim Römischen Theater. Man kann von der Zitadelle in ein paar Minuten zu Fuß runter gehen. Und kann gleich durch den Markt bummeln. Das Jordan Museum ist sehr sehenswert. Liegt auch nicht weit entfernt. Die Öffnungszeiten auf der Web-Seite/im Reiseführer stimmten nicht - am besten vorher versuchen anzurufen. Die ebenfalls nahe gelegene Rainbow Street mit ihren Nebenstraßen und netten Läden, Cafés und Restaurants und auch einem Liquor Shop habe ich zwei Mal angesteuert. Es hat mir dort gut gefallen.

Man kann sich als Frau völlig normal bewegen - wird weder begrapscht noch blöde angequatscht. Allerdings sollte man auf allzu sexy Kleidung verzichten!

Um eine Idee der Kosten zu geben: Für die ca. 70-minütige Fahrt nach Amman und zurück (Zeit nach Vereinbarung) haben wir JOD 60,00 (ca. Euro 80,00) bezahlt. Mit max. vier Fahrgästen pro Pkw waren es dann ca. Euro 20,00 pro Person.

Mit drei "Mädels" waren wir im Wadi Mujib. Eine etwas anspruchsvolle Schwimm-/Kletter-Wanderung durch das Wadi Mujib - ca. 20 Minuten südlich vom Dead Sea Hotel. Es hat Spaß gemacht - war aber nicht ohne, da der Fluß viel Wasser führte. Es ist alles gut gesichert - passieren kann eigentlich nichts. Aber - man braucht etwa eine Stunde und gute Kondition, um zum Wasserfall zu waten/zu schwimmen/zu klettern. Man braucht Strandschuhe und einen kleinen wasserdichten Packsack, den man sich umhängen kann. Ein Rucksack o.ä. ist nicht sinnvoll. Man kann Schuhe (JOD 5,00) und kleinen Packsack (JOD 10,00) vor Ort ausleihen. Das jordan. Wochenende (Freitag/Samstag) ist nicht zu empfehlen. Es ist dann sehr viel los. Wir mussten ca. 1 Stunde warten, bis wir rein gehen konnten. Uns hat der Ausflug richtig Spaß gemacht.

Es wurde auch ein Ausflug zu den heißen Quellen angeboten. Das Wasser kommt oben mit ca. 60 Grad aus dem Fels - und wirddann in den unteren Becken angenehm heiß/warm. Badeanzug oder auch Bikini sind kein Problem. Allerdings sind die jordan. traditionellen Frauen "in voller Montur" - mit ihren schwarzen Habibs - im Wasser. Man fährt etwa eine 3/4 Stunde vom Hotel dorthin - durch eine bizarre Wüsten-/Felslandschaft. Eintritt im Mai 2022: JOD 15,00.

An der angebotenen Fahrt zur Felsenstadt Petra musste ich natürlich teilnehmen, da ich noch nie in Jordanien war - und mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollte. Wieder waren wir zu viert unterwegs - und konnten daher einen Pkw "voll auslasten". Gute Schuhe, eine Kopfbedeckung und ein Rucksack mit Getränken sind sinnvoll. Man geht weite Strecken ohne Schatten. Es gibt überall die Möglichkeit, etwa zum Trinken und auch zum Essen zu erstehen. In Petra selbst sind die Preise nach meiner Erfahrung fast normal - im (sehr schön angelegten) Eingangsbereich sind sie gepfeffert. Man kann streckenweise auch auf Maultieren und mit Golf-Caddys fahren. Aber Achtung: Vom Eingangsbereich bis zum Zentrum von Alt-Petra fallen mehrere Fahrten/Strecken zu JOD 10,00 an.

Wir sind zu dritt zum Monastery aufgestiegen - sind ganz bis zum Ende und dann den Berg hoch - insgesamt waren wir so 18 km unterwegs. Sehr schön, aber auch anstrengend. Wenn man zu den Opferplätzen oder den Königsgräbern geht, sind die Wege etwas kürzer.

Fahrtdauer hin und zurück jeweils ca. 3 1/4 Stunden. Eintritt: 50 JOD.

An der Jubiläumsfahrt ins Wadi Rum habe ich selbstverständlich auch teilnehmen "müssen". Wir sind über Aqaba (Freihandelszone am Roten Meer) gefahren und haben dort für relativ günstiges Geld Bier und Wein (auch für unseren Abend in der Wüste) eingekauft. Den Sonnenuntergang haben wir dann auf einem Felsen in der Wüste verbracht. Abends dann Abendessen in einem großen Beduinenzelt - es war alles da, einschl. Obst. Übernachtet haben wir in zelt-ähnlichen Häuschen mit eigenem Bad und gutem Bett/Bettzeug.

Morgens sind dann die "Willigen" auf Dromedaren zum Sonnenaufgang geritten. Das war richtig gut - hat riesig Spaß gemacht. Die Fahrt ins Wadi Rum dauert ca. 5 Stunden (mind.) einfach - man sitzt an diesen beiden Tagen also viel im Auto. Trotzdem - ich fand es super!

Ein Ausflug zur Taufstelle Jesus' am Jordan wurde ebenfalls angeboten - und auch dorthin bin ich mitgefahren. Der Eingangsbereich liegt nur ca. 20 Minuten Fahrzeit vom Hotel entfernt. Dort steigt man dann in einen kleinen Bus um und fährt zum eigentlich Taufstellen-Bereich. Die Führung ist im Eintrittspreis inbegriffen - wir hatten einen sehr ambitionierten Führer, dem es wichtig war, uns einige geschichtliche Hintergründe zu verdeutlichen. Sehr lohnend!

Die Fahrt zum Mount Nebo und nach Madaba kam nicht zustande. Trotzdem ergab sich für mich noch eine Möglichkeit, dorthin zu kommen. Der Mount Nebo mit wunderschönem Blick rundum - auf der einen Seite ein Teil der Skyline Ammans - auf der anderen Seite das Tote Meer und der weite Blick nach Palästina/Israel. Hier soll Moses seinen letzten Blick in das Gelobte Land getan haben. Und hier wächst auch jordan. Wein. Wir waren morgens gegen 10.00 h dort - vor den Busladungen. Herrlich! Dann die kurze Weiterfahrt nach Madaba. Wir haben uns ganz, ganz viele Mosaike in mehr oder weniger gutem Zustand angeschaut. Zusammen mit dem Mt. Nebo macht es aber Sinn, sich auch Madaba anzuschauen. Zurück sind wir dann Richtung Süden gefahren - man kann noch stoppen beim Panorama-Restaurant. Sehr schöner Blick (habe ich mir sagen lassen). Das Essen soll überteuert und nicht so gut sein. Aber für ein Bier zum Sonnenuntergang würde ich gerne dort sein....

Ich habe in den ganzen vier Wochen nicht einmal einen Pulli oder ein Tuch gebraucht. Hatte zu viel "warme" Sachen mit. Wenn man sich ein Tuch mitnimmt, dann reicht das. Ich hatte ein Standard-Doppelzimmer als Einzelzimmer (mit Balkon) im vorderen Bereich (Zimmer Nr. 531). Die Zimmer sind o.k., nichts Besonderes, aber in Ordnung. Mir hat gefallen, dass ich gleich zum Solarium und zum Toten Meer runter gehen konnte, ohne durch das Hotel wandern zu müssen. Einige Zimmer wurden in diesem Bereich jetzt renoviert. Je weiter oben das Zimmer liegt, desto besser die Sicht auf das Tote Meer und Palästina/Israel auf der anderen Meerseite. Aber - desto heißer sind auch die Zimmer. Ich habe mit Klimaanlage geschlafen. Mir macht das nichts aus.

In den letzten Tagen wurde es tagsüber bis 42 Grad heiß - und auch nachts war es noch ordentlich warm. Wobei sich die Temperaturen für uns schlimmer anhören, als sie tatsächlich sind.

Ja, und nun zu meiner Haut. Ich fühle mich wieder wohl in meiner Haut - das habe ich schon seit einigen Jahren nicht mehr sagen können. Der Juckreiz/die wunden Stellen sind komplett weg. Die Haut ist wieder glatt und ganz weich. Nach gut einer Woche fingen viele Vitiligo-Stellen an, dunkler zu werden. Die Hände waren vorher richtig weiß. Und an vielen Stellen bilden sich in der hellen Haut wieder dunkle Flecken. Im Gesicht ist es viel besser geworden. Und auch an den Füßen sind die hellen Stellen kleiner geworden. Da der Prozeß noch mindestens zwei Monate nach der Reise andauert, kann sich auch noch einiges tun. Ich bin seit 14 Tagen wieder zurück - und setze mich auch hier zu Hause so viel wie möglich (kontrolliert) der Sonne aus. Ich bin sehr zufrieden mit dem Erfolg. Und die Tiefenentspannung hatte ich ja noch als Sahnehäubchen obendrauf. Und außerdem habe ich ein interessantes Land ein bisschen kennenlernen können, in das ich sonst im Zweifel nicht gereist wäre.

Für mich war die Reise ein voller Erfolg. Ich würde jederzeit wieder dabei sein.

Nun noch zu den Kosten: Ich hatte bei der Krankenkasse einen Antrag auf Kostenerstattung gestellt, der (wie erwartet) abgelehnt wurde. Ich habe Widerspruch eingelegt - und habe während der Reise, unterstützt von Margitta, Widerspruchs-Material gesammelt. Außerdem Fotos vorher/nachher. Ich habe um eine Einzelfall-Entscheidung gebeten. Man hat mir geantwortet, dass sich der Medizin. Dienst mit mir in Verbindung setzen wird. Ich bin mal gespannt. Sehe das Ganze sportlich, möchte mich aber nicht einfach abspeisen lassen.

Das ist nun ein (hoffentlich nicht zu) langer Bericht geworden. Ich hoffe, dass ich damit einige Informationen an Interessierte weitergeben kann. Gerne beantworte ich Fragen. Und Margitta Hess steht mit Rat und Tat bei allen Fragen zur Vitiligo - mit all ihren Erfahrungen zur Seite.

Ich hatte den neuesten Reiseführer "Jordanien" von Reise Know-How dabei.

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Kommentare: 3
  • #1

    Daniela (Freitag, 31 März 2023 10:23)

    Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Das war sehr interessant.

  • #2

    Agnieszka (Montag, 02 Oktober 2023 01:07)

    Wiow vielen Dank für Deine Eindrücke. Es was richtig interessant und toll zu lesen, was Du alles erlebt hast. Das alles hört sich sehr gut an. Ich plane meine erste Klimareise fürs nächste Jahr und freue mich, dass Du es so genau beschrieben hast. Viele Grüße

  • #3

    Margita (Montag, 02 Oktober 2023 13:17)

    Hallo freue mich das der Bericht für dich aufschlussreich war, den Bericht hat eine Teilnehmerin geschrieben.
    Gruß Margita