Entwicklungen und Therapieansätze -Referent Dr. Andreas Eggert Würzburg

Es gibt super viele Hauterkrankungen, mittlerweile verstehen wir die Haut ganz gut und können Dinge, die wir aus dem Garten und unserem Alltag kennen, für uns nutzen. Das Immunsystem kann durch gewisse Therapien gestärkt und an gewisse Stellen gelockt werden, man kann es anschubsen oder auch dämpfen und abschalten. 

Die Haut ist unser größtes Organ mit ca. zwei Quadratmetern Fläche, zehn Kilo Gewicht, einem Immunsystem und einem pH-Wert von 5,5. Dieser Wert ist wichtig für Cremes, die meist nicht neutral sind, sondern an den pH-Wert der Haut angepasst werden – Kernseife dagegen liegt mit 8-9 im alkalischen Bereich. Die Haut dient unter anderem als Wärmeregulator, Schutzmantel vor der Umwelt und Barriere; diese Funktion ist bei Neurodermitis gestört, weil gewisse Substanzen fehlen. Die Haut ist von Mikroorganismen und Keimen besiedelt, die uns schützen. Wenn die Haut bei Neurodermitis trockener ist, finden einige der Bakterien schlechtere Wachstumsbedingungen. Andere, meist krankmachende Keime, die sich auf trockener Haut wohlfühlen können sich ausbreiten.

Die Haut ist außerdem ein Sinnesorgan, durch sie können wir tasten und spüren Schmerz, Druck und Temperatur.

Das Organ besteht aus vielen Hautschichten, oben findet sich eine bräunlich tote Hornschicht.

Die oberste Hautschicht erneuert sich immer wieder, ein Beispiel wäre eine Schürfwunde oder der Zustand nach einer Schuppenflechtebehandlung. Die Haut kann wieder ganz normal werden, wenn sie richtig behandelt wird. Wenn aber Schäden durch häufige und intensive Sonneneinstrahlung entstehen, kann sich die Haut nicht mehr vollständig erholen. Es entstehen „Mikrokarzinomen und Hautkrebsvorstufen“. Hierbei handelt es sich mittlerweile um eine Volkskrankheit, viele Menschen die draußen arbeiten sind der Sonne ausgesetzt. Wenn sie das mehr als 15 Jahre gemacht haben und dann an hellem Hautkrebs erkranken, ist die Berufsgenossenschaft für sie und ihre Therapie verantwortlich.

Die Lederhaut ist relativ groß, die Geflechtschicht hat viele Fasern, die die Haut stabil machen. Diese Schicht wird mit der Zeit immer dünner, viel Sonne oder Cortison lässt sie pergamentartig werden. In dieser Schicht findet man Haare, Talgdrüsen, Schweißdrüsen und Nerven, die Nervenendigungen sind für Juckreiz verantwortlich. Die Haut in der obersten Hautschicht ist meist matter und schuppig, bei manchen juckt sie.

Das Fettgewebe dient der Isolation, als Stoßdämpfer und Schutz. Die Lagen der Oberhaut erneuern sich immer wieder, oben löst sich die tote Hornschicht und fällt ab. Die ist ganz dünn, bei der Fischschuppenkrankheit ist diese Funktion zum Beispiel gestört.

Die Haut auf der Hand und dem Handrücken mit den kleinen Rauten ist die Felderhaut, auf der Handfläche und unter den Füßen die Leistenhaut.

Die Lederhaut besteht aus zwei Schichten, die Papillarschicht hat mehr Bindegewebe, Blutgefäße, Nervenendigungen und Lymphspalten, das Geflecht sorgt für die Elastizität. Die Gefäße in der Lederhaut versorgen die obere Hautschicht durch Diffusion. Nach unten gibt es keine Abgrenzung, man findet Fettgewebe, lockeres Bindegewebe, Schleimbeutel, Fett, Arterien und Nerven.

Das Zusammenspiel von Abwehrzellen, körpereigenen Zellen, Hormonen und Botenstoffen, die das alles regulieren, ist extrem komplex. Der normale, gesunde Körper tickt anders als bei 40 Fieber und einem Grippevirus, da bin ich krank weil der Körper auf Hochleistung versucht, die Viren rauszukriegen. Das Fieber kommt als Reaktion auf das Grippevirus durch Botenstoffe, der ganze Körper reagiert mit Fieber, Schüttelfrost und Unwohlsein. Diese Botenstoffe schüttet der Körper selbst als Reaktion auf Bruchstücke aus, die vom Virus gesandt werden. Er kann unterscheiden, ob etwas gefährlich ist oder nicht und ob es sich um etwas körpereigenes handelt – bei einer Autoimmunreaktion geht der Körper gegen sich selbst. Die Entzündungen, die wir haben, wenn das System reagiert, sind reine Folgen des Immunsystems auf Bakterien oder Viren. Bei einer Grippewelle zum Beispiel können Viren isoliert werden und zu einem Impfstoff werden, dafür wird die Hülle der krankmachenden Sequenzen injiziert. So aktivieren wir das Immunsystem, der Körper sieht das worauf er reagiert, die Abwehrzellen werden aktiviert und lernen, dass sie darauf reagieren müssen. Die Sequenzen, die im Körper sind, können sich nicht teilen – deshalb können wir mit einer Mikrogrippe reagieren aber werden nicht wirklich krank. Trotzdem beginnt die Abwehr, wenn wir dann an diesem Grippevirus erkranken kann der Körper schneller reagieren, weil er den Erreger erkennt und schon die richtige Abwehr hat, die punktgenau dagegen ankämpfen kann. So funktionieren Impfungen generell.

Bei einer Schluckimpfung, einer Lebendimpfung, konnte man richtig krank werden, hier wurden Stämme gegeben, die sich nicht wirklich teilen können. Trotzdem hat man beispielsweise Polio ausgeschieden, deshalb mussten ganze Familien geimpft werden. Mittlerweile sind die meisten Impfungen Totimpfungen. Das, was verabreicht wird, hat von außen die gleichen Merkmale wie der Erreger.

Die Abwehrzellen müssen fit sein und dürfen nicht vergessen was sie wissen, eine alte Impfung schützt mehrere Jahre weil die Immunzellen ein Gedächtnis haben, aber es gibt eine gewisse Verlernkurve. Das verlernte Wissen kann der Körper wieder aktivieren, deshalb gibt es Impfauffrischungen – für Grippe sogar jährlich, weil immer neue Stämme dazukommen. Die Infektionen können von Tieren auf Menschen überspringen, der Erreger kann gewisse Eigenschaften annehmen und sich ändern.

Die Immunzellen, die für Entzündungen verantwortlich sind, sind die weißen Blutkörperchen – wenn mehr davon da sind, sind es meist Bakterien. Der Körper kurbelt die Entstehung im Knochenmark an.

Das Immunsystem hat ganz viele verschiedene Untereinheiten, Botenstoffe sorgen für die Zellkommunikation, bestimmte Zellen bilden Antikörper. Diese Eiweiße werden als Markierungen hergestellt, damit die Fresszellen wissen, was sie wegräumen müssen. Das Gedächtnis finden wir in T- und B-Zellen.

Fresszellen gibt es unter anderem ganz oben in der Haut, die Langerhanszellen, die von einem Medizinstudenten entdeckt wurden. Sie ca. ein Prozent der Hautzellen aus. Sie haben ganz lange Ausläufer, die ein Netzsystem in der Haut bilden und als schlummernde Polizisten reagieren, wenn die Hautzellen Botenstoffe ausschütten. Diese Information tragen sie bis in die Lymphdrüsen.

Bei einer Herpesinfektion an der Lippe werden die erkrankten Zellen aufgefressen. Deren Bruchstücken werden auf der Zelloberfläche der Langerhanszellen anderen Zellen präsentiert. Dies geschieht im Lymphknoten, in den die Langerhanszelle nach ihrer Aktivierung wandert. Dort werden Abwehrzellen aktiviert, die am Ort des Herpes die Erkrankung stoppen.  Ganz wichtig ist, dass aufgebaute Immunreaktionen auch wieder abgeschaltet werden.

Wenn etwas eitert, handelt es sich um abgestorbene Abwehrzellen. Neben den Granulozyten gibt es auch verschiedene Lymphozyten, zum Beispiel TH1, TH2 und TH17. Ganz spezielle Botenstoffe sind für verschiedene Linien. Botenstoffe wie Zytokine sind die Sprache des Immunsystems, ein gewisser Botenstoff ruft eine gewisse Reaktion hervor. Sie können Entzündungen entweder stärken oder blocken.

Antigene sind all die Stückchen, die Erkennungsmerkmale sind. Unser Körper kann auf diese Stoffe reagieren, sie erkennen und durch das Merken ein Gedächtnis erlangen.

Das Komplementsystem ist ein Abwehrsystem, das einfach aufräumt.

Die angeborene Abwehr ist schon immer da, es gibt zum Beispiel giftige Eiweiße in der obersten Hautschicht zum Schutz vor Bakterien, Viren und Pilzen. Dagegen sind Schuppenflechte Patienten mit der dicken Hornschicht etwas besser geschützt, ein Gedächtnis hat diese Abwehr nicht.  

Die spezifische Abwehr wird durch Impfungen und Infekte, die wir in der Kindheit durchmachen, trainiert. Sie ist ein bisschen langsamer und braucht ein paar Tage,um zu reagieren, ist dann aber besonders effektiv. Sie hat ein Gedächtnis und wird nach der Reaktion abgeschaltet.

Bei der Schuppenflechte haben wir durch Gene und Erbinformationen eine fehlerhafte Grundsteuerung in der Haut, das Immunsystem tendiert dazu, in die falsche Richtung zu gehen. Die Fresszelle rennt zur Lymphdrüse und stimuliert ein T-Zelle, die durch das Blutgefäß in die Haut rennt und dort die Entzündung macht. Dafür braucht es Abwehrzellen, Erkennungszellen und ganz viele Botenstoffe, Blutgefäße und Haut, die sich ganz schnell teilt.  

Eigentlich gibt es bei allen Hauterkrankungen, wenn etwas rot ist, eine Entzündung. Eine ganz schlimme Krankheit ist die Knötchenflechte, Betroffene haben so kleine rote Popel, die Haut ist rot, schuppt und juckt.

Bei der Psoriasis kennen wir den Tumornekrosefaktor und das Interleukin12/23, wir können versuchen einen Antikörper zu basteln, der das wegsaugt. Wenn der Botenstoff weg ist, wird die Zellkommunikation unterbrochen und die Haut kann heilen.

Schuppenflechte kann man auch mit Cortison gut behandeln, wenn die Haut voller Quaddeln ist und es juckt, ist nach einer Spritze Cortison am nächsten Tag Ruhe. Der Wirkstoff macht alle Entzündungszellen platt, irgendwann wird man aber auf Cortison reagieren. Tabletten und Spritzen haben, im Gegensatz zu einer niedrigen Dosierung, Nebenwirkungen – manchmal müssen diese aber toleriert werden.

Um zu entscheiden, was das Beste für den Patienten ist, muss man manchmal ausprobieren. Auch muss darauf geachtet werden, welcher Botenstoff den meisten Nutzen bringt aber den Rest nicht stört. Zunehmend gibt es auch ganz neue Präparate, die noch keine zwei Jahre alt sind und von denen wir glauben, dass sie am wenigsten schädlich sind. Trotzdem wurden auch schon Präparate vom Markt genommen, weil doch mehr passiert ist als erwartet. Das liegt daran, dass Medikamente zwar erprobt werden, aber gewisse Folgen erst wesentlich später sichtbar werden. Zum Beispiel könnten Krebserkrankungen mehr werden, weil gewisse Botenstoffe gelockt wurden, umgekehrt könnte es sich auch positiv auswirken weil Psoriasis und Krebs zum Teil ähnliche Faktoren haben – das sind Dinge, die wir noch nicht wissen. Alle Patienten ins Register einzutragen, damit solche Nebenwirkungen erfasst werden können, ist keine schlechte Idee. Die Gemeinschaft kann aus Daten mehr lernen als aus Schicksalen, auch wenn alle in den gleichen Topf zahlen. Google beispielsweise investiert Unsummen jährlich in Forschung, weil sie wissen, dass das der Markt der Zukunft ist.

Bei Neurodermitis liegen auch eine gestörte Haut und ein gestörtes Immunsystem vor, Umweltfaktoren wie das Wetter, Kleidung oder Bakterien kommen genauso dazu, wie Faktoren die der Körper mitbringt. Alles zusammen bringt dann eine falsche Störung der Haut.

Das Immunsystem ist nicht immer gleich, Neurodermitiker machen häufig eine Wandlung durch. Ganz zu Anfang ist die Erkrankung sehr häufig, geht mit dem Grundschulalter dann weg und kommt zur Pubertät wieder, um erneut zu verschwinden und gegebenenfalls so mit 50 wiederzukommen. Abgelöst wird Neurodermitis oft von Nahrungsmittelallergien, Heuschupfen und Pollenallergie. Weil das Allergen der Birke dem Apfelallergen sehr ähnlich ist, löst eine Birkenallergie oft Heuschnupfen und ein Bitzeln auf der Zunge beim Apfelessen aus. Das Eiweiß ist hitzelabil, deshalb vertragen die Betroffenen oft Apfelbrei oder Kuchen, weil es beim Kochen kaputtgeht. Bei einer Erdnussallergie dürfen die Allergiker zum Teil nicht einmal damit in Berührung kommen, nicht alle allergieauslösenden Proteine in der Hülsenfrucht sind hitzelabil. Die, die es nicht sind, werden gefährlich und können zum allergischen Schock führen.

Manche Zellen bei Psoriasis und Neurodermitis sind baugleich, die T- und Fresszellen machen die Entzündung. Die Interleukine 7/4/31 sind die Botenstoffe, die wir hier versuchen rauszuziehen.

Zellen können sich die Hand geben, die Außenhaut hat Rezeptoren damit sie kommunizieren können. Das funktioniert wie mit der Steckdose und dem Stecker, die Reaktion führt dazu , dass in der Zelle etwas passiert. Wir können eingreifen, indem wir die Zelle mit Cortison töten, Botenstoffe rausfischen, Rezeptoren blocken oder unterhalb reagieren und die Reaktion mit Stoffen direkt in der Zelle blocken.

Tabletten, die relativ preiswert herzustellen sind, blocken die Reaktion innerhalb der Zelle und sorgen dafür, dass sie nicht mehr so stark abläuft. Diese JAK-Inhibitoren werden in Amerika hergestellt, sie löschen in der Zelle Reaktionen, die angeschaukelt wurden.

Die Behandlung mit Antikörpern klappt bei den meisten Patienten und ist relativ schnell, häufig ist der Juckreiz schon nach zwei Spritzen weg.

Bei der Entscheidungsfindung, was die Therapie angeht, stellen sich viele Fragen. Es muss berücksichtigt werden wie schwer der Patient betroffen ist, ob er innere Therapie braucht und auch, ob er die Medikamente regelmäßig einnimmt, weil die Behandlung auch einen Eingriff ins Immunsystem darstellt. Neben familiären Vorbelastungen, die durch die Präparate beeinflusst werden können (IL17-Hemmer können Morbus Crohn begünstigen), dem Geschlecht und der Frage nach einem Kinderwunsch, ist auch die Wirtschaftlichkeit ein Faktor. Oft wird erst versucht, mit preiswerteren Präparaten zu behandeln, wenn das nicht funktioniert dann mit den teureren. Auch gibt es Fälle von Patienten, die Neurodermitis und Schuppenflechte haben, die Verbesserung des Einen führt dann zur Verschlechterung des Anderen.

Wie lang bekommt ein Psoriatiker dann dieses Medikament?

Das kommt darauf an, da gibt es gerade neue Studien. Interleukin 12/23 Hemmer wie Guselkumab bekommt ein Patient ein Jahr durchgehend und dann nicht mehr, wenn alles weg ist dauert es zum Teil 64 Wochen bis da wieder was passiert, obwohl das Medikament nach 36 Tagen aus dem Körper draußen ist. Es könnte sein, dass Patienten mit einem sehr kurzen schweren Verlauf das bekommen, damit sich gar keine chronischen Beschwerden entwickeln.

Wer schult denn eigentlich die Ärzte? 

Ich zum Beispiel. Auf Kongressen werden die Neuerungen in den Therapiekonzepten dargestellt. Fachverbände und Vereine sowie Leitlinien informieren über Therapie und Therapiesequenzen. 

 Würden sie einer jungen Frau, die noch keine Kinder hat, Biologics ohne Bedenken geben?

 Das kommt drauf an, da muss man wieder miteinander reden. Bei Männern gibt es keine Daten, die zeigen, dass es da Probleme gibt. Bei den alten Tumornekroseblockern wie Adalimumab zum Beispiel kommen viele junge Frauen mit einem Morbus Crohn die eigentlich nicht schwanger werden können weil die Darmentzündung so gefährlich ist, dass man dann die Medikation aufrechterhält und dann werden sie schwanger. Da gibt es jetzt was neues, Certolizumab Pegol, ein Eiweißmolekül, also kein ganzer Antikörper, damit können wir im Körper der Frau den TNFaktor wegblocken aber es geht nicht zum Kind. Die würden dann umgestellt werden, bis sie ein Kind bekommen haben, und dann wieder zurückgestellt. Da muss man eine gewisse Reaktion veranlassen, damit ein gesundes Kind zur Welt kommen kann, auch wenn es eine Gratwanderung ist.

 

Bei manchen Erkrankungen geht es auch weniger voran als bei anderen, für kreisrunden Haarausfall und Vitiligo kommen die JAK-Inhibitoren jetzt als Zufallsfund. Wir merken, dass bei der Gabe von Präparaten für rheumatische Arthritis die Haare plötzlich wiederkommen. Wahrscheinlich gibt es aber so große Nebenwirkungen, dass man das Risiko nicht in Kauf nehmen will. Vielleicht funktioniert der Trick, die JAK Inhibitoren als Creme zu bringen.

 

Ich glaube, für Vitiligo ist jetzt auch die Hemmschwelle gesunken, weil man das so oft sieht, gerade in den farbigen Ländern schwingt so immer noch das Stigma von schweren Erkrankungen mit. Was Kampagnen angeht, ist das Engagement aber gerade deswegen sehr hoch, weil es noch an Hilfe mangelt.

Bei schwarzem Hautkrebs gibt es neue Therapien mit großen Erfolgen, die das Immunsystem maximal stimulieren und so den Krebs töten können weil wir Zellen haben die ihn erkennen. Allerdings werden auch alle anderen Immunzellen gepusht, was zu Autoimmunreaktionen führen kann. Wegimpfen kann man den Hautkrebs nicht, aber man hat verstanden welche Zellen da gebraucht werden und wie sie funktionieren. Jetzt bastelt man für viel Geld nach, um das Immunsystem anzuschalten. Auf Chemo sprechen mittlerweile 60% der Patienten an und werden zum Teil sogar geheilt, das war früher undenkbar.

Was halten sie bei Bestrahlung von Vitiligo, gerade im Gesicht?

Wir wissen, dass zum Beispiel UV-Bestrahlung wirkt, sie bekommen aber die Pigmentierung nicht ganz zurück. Außerdem wird, wenn sie bräunen, der Kontrast wieder größer. Da fällt es weniger auf, wenn sie die gesunde Haut möglichst effektiv eincremen um nicht zu bräunen. Für das Gesicht gibt es ein Medikament, das eigentlich für die Neurodermitis entwickelt wurde, Tacrolimus das hilft, aber ist nicht zugelassen. Damit kann man auch ohne Bestrahlung repigmentieren, die entzündungsblockende Creme lässt die krankmachenden Zellen da nicht loslegen. Bestrahlen geht schon, man sieht auch dass es wesentlich besser wird aber kosmetisch nicht zufriedenstellend. Bei der jungen Haut ist es meiner Meinung nach auch wieder nicht optimal, zu bestrahlen. Auf dem amerikanischen Markt gibt es da auch riesige Entwicklungen, weil es für die afro-amerikanischen Patienten ein ganz großes Thema ist. Mit Folien und Protopic gibt es auch Studien, die funktionieren aber nur mit speziellen Pflastern und Verbänden. Das muss immer besprochen werden, mit welchem Aufwand und Nebenwirkungen mache ich zu welchen Kosten die Therapie. Vitiligo ist eine furchtbar stigmatisierte Krankheit, medizinisch aber nichts was zum Tode führt und die Therapie muss verhältnismäßig daran angepasst werden.

Meine Enkelin ist jetzt fünf, sie hat mehrere große Muttermale wie so ein Spinnengewebe auf der Hüfte, die wachsen auch mit.

Wenn es in sich symmetrisch aussieht und proportional mit ihrer Enkelin mitwächst, ist das nicht schlimm. Wichtig ist aber, das zu beobachten, damit man reagieren kann wenn sich etwas verformt und der optische Eindruck nicht mehr symmetrisch ist. Die Farbe kann etwas heller oder dunkler werden, wenn die Farbe ungleich wird sollten sie es aber anschauen lassen. Angeborene Muttermale haben an sich keine Tendenz bösartig zu werden, unter 20 cm besteht da kein erhöhtes Risiko.

Ich habe Neurodermitis, hauptsächlich in den Handinnenflächen. Das juckt so, dass ich mir manchmal die Hand aufkratze, kann ich da etwas machen?

Da gibt es mehrere Therapieansätze, zum Beispiel können sie die Entzündung von außen mit Cortison blocken. Das Problem ist, dass es durch diese dicke Hautbarriere gar nicht richtig durchkommt. Da müssen sie einen Trick anwenden, wenn sie merken, dass sie einen Schub haben, cremen sie die Hand ein und ziehen einen Plastikhandschuh mit abgeschnittenen Fingerkuppen an. Das machen sie regelmäßig, so vier bis fünf Tage, und lassen den Handschuh drei Stunden drauf, damit das auch richtig schön einweicht. Dann ist der Juckreiz weg, die Frage ist nur, wann die ganze Sache wiederkommt und was sie in der Zwischenzeit machen. Wenn das nicht funktioniert, wäre der zweite Schritt, entweder eine Lichttherapie mit Creme und Bestrahlung zu machen oder Tabletten. Da nehmen sie drei bis sechs Monate das Präparat ein und danach ist die Haut spiegelglatt, dieser Effekt hält häufig relativ lange an. Dies ist ein Vitamin-A-Säure-Präparat zur Behandlung des Handekzems, Alitretinoin.

 

Zusammenfassung: Amelie Weydringer