Sehr viele Menschen vermuten das, was die Ärzte nicht bestätigen können – eine Nahrungsmittelallergie. Unter anderem liegt das daran, dass viele „Bauch“ haben, also zum Beispiel Blähungen, breiigen Stuhlgang, Durchfall oder Verstopfung … oft steckt ein Reizdarm dahinter
Viele Betroffene googlen diese Symptome und denken dann, es wäre eine Allergie oder Unverträglichkeit. Von den Patienten mit erhöhter Allergiebereitschaft haben ca.50% tatsächlich Symptome. Sie produzieren bestimmte Antikörper der Klasse E, das sogenannte IgE. Wiederum ca. 50% von diesen entwickeln Beschwerden und haben zum Beispiel Probleme mit Tieren oder Nahrungsmittel. Wer positiv auf Tests reagiert, aber keine Probleme hat, muss nichts weglassen – überhaupt sollte man erst handeln und Einschränkungen vornehmen, wenn eine Allergie bestätigt ist. Die häufigste Beschwerde ist die allergische Rhinokonjunktivitis, also Heuschnupfen. 1/3 der Patienten entwickeln allergisches Asthma.
Oft haben die Patienten, die ein besonders hohes Risiko haben, schon im Kindes- und Säuglingsalter ein atopisches Ekzem, gerade die schweren Fälle haben häufig auch schon das Risiko für eine Nahrungsmittelallergie. Schwere Erdnussallergien beispielsweise beginnen schon sehr sehr früh. Man spricht auch vom „Atopischen Marsch“ – der Patient leidet zuerst an Neurodermitis, dann kommt eine Erdnussallergie dazu und später dann Heuschnupfen. Die Leitlinien zu den Allergien sind auch für Patienten zugänglich, AwMf hat zu fast jeder Diagnose welche online.
Einige dieser Allergien sind IgE-vermittelt, es erfolgt zuerst eine Befragung des Patienten unter anderem mit einem Symptom- und Nahrungsmittelprotokoll. Zur Feststellung kann der Allergologe einen Hauttest oder in vitro Diagnostik im Labor machen, häufig ist das ein Bricktest oder IgE-Test. Diese Tests sind in gewisser Weise gleichwertig und zeigen nur die Allergiebereitschaft und Sensibilisierung. Erst wenn die Testergebnisse und Beschwerden zusammenpassen spricht man von einer Allergie, das ist oft nicht ganz einfach. Neurodermitis ist per se keine Allergie, Betroffene sind aber oft „IgE-Athleten“. Trotzdem ist die Allergie nur dann bestätigt, wenn der Patient tatsächlich auf ein Lebensmittel reagiert.
Kleine Kinder können sehr schnell Lebensmittelunverträglichkeiten entwickeln und zwar direkt auf die Proteine, die in diesen enthalten sind; das sind sogenannte primäre Lebensmittelallergien. Zum Glück sind Kuhmilch, Hühnerei, Weizen und Soja die häufigsten Auslöser, die Beschwerden werden oft wieder zurückgebildet. Probleme mit Erdnüssen, Nüssen oder Fisch hingegen bleiben ein Leben lang.
Später im Erwachsenenalter rücken ganz andere Auslöser in den Vordergrund, wie zum Beispiel Pollen. Dies wird als sekundäre Allergie bezeichnet, die Unverträglichkeit oder Sensibilisierung erfolgt auf die Pollenproteine statt auf die Nahrungsmittel selbst. Nur durch die Ähnlich gewisser Spuren kommt es zur Reaktion, die Unverträglichkeit ist pollenasoziiert und viel häufiger bei Erwachsenen.
Primäre Lebensmittelallergien sind wesentlich gefährlicher als die sekundären bei denen die Proteine nicht sehr stabil sind und durch Kochen oder den Kontakt mit der Magensäure kaputtgehen. Von einer Kreuzallergie spricht man, wenn eigentlich eine Pollenallergie der Auslöser war und auch eine Reaktion auf Nahrungsmittel entsteht. Häufiger Auslöser sind pflanzliche Lebensmittel, hier handelt es sich nicht um Allergene sondern um Allergenträger und Quellen die enthalten sein können. Die meisten sind mittlerweile bekannt, und zwar ganz definierte Eiweißstoffe in winzigen mengen in Obst und Gemüse; diese fallen in den Bereich der molekularen Allergologie. Es gibt auch ähnlicheProteine, so ähnlich dass IgE sie kaum unterscheiden kann. Diese gibt es nur in begrenzter Anzahl, man hat immer wieder ähnliche verdächtige und auch Namen dafür.
Für Betula verrucosa zum Beispiel, die Hängebirke, ist der Name Bet v, das erste und wichtige Allergen ist Bet v 1. Allergiker reagieren dann auch auf ähnliche Proteine in Erle und Hasel. Zudem sorgen Allergene, die Bet v 1-ähnlich sind, beispielsweise im Apfel, dafür dass man irgendwann auch Juckreiz im Mund bekommt. Auch mit Soja kann man Probleme bekommen, Stressproteine sind ebenfalls Bet v 1- verwandt – alle Reaktionen bei Birkenpollenallergikern können darauf zurückgeführt werden. Hier ist weniger die serologische Kreuzreaktion von Interesse, sondern die Beschwerden. Alles zu meiden wäre Quatsch, man sollte nur auf das verzichten was man nicht verträgt, zum Beispiel frische Äpfel und rohe Nüsse. Oft reagieren Betroffene nur auf die rohe Form und können die verarbeitete weiterhin essen. Zudem machen diese Produkte meist nur Beschwerden in der Mundhöhle wie ein Kitzeln am Gaumen, manchmal auch heftiger mit geschwollenem Hals und dicken Lippen aber das passiert sehr selten.
Es gibt verschiedene Allergenfamilien, neben den Bet v 1-Verwandten die gerade angesprochen wurden unter anderem die Profiline. Diese sind nicht so gefährlich und bedeutsam, sind aber fast in allen Nahrungsmitteln enthalten, was eine Sensibilisierung zu einem Problem werden lässt. Hier lautet das Stichwort Melone, meist spüren Betroffene nur ein Bitzeln an der Lippe aber gerade hierbei werden die Beschwerden auch mal heftiger. Die Proteine sind sich so ähnlich, dass das IgE sie nicht unterscheidet.
Eine weitere Familie sind Lipidtransferproteine, sie sind vorwiegend in Mittelmeerländern Allergene, warum weiß man nicht. Wahrscheinlich sind Pfirsiche ein Auslöser, manchmal aber auch Zitrusfrüchte Trauben und Salat. Bei einer Reaktion wird hier ganz genau getestet.
Oleosine sind eher in der Ölfraktion von Hülsenfrüchten und Ölsaaten enthalten, wir können nicht wirklich darauf zugreifen.
Problematisch sind hier die Samenspeicherproteine, das was Hülsenfrüchte Nüsse oder Ölsaaten so gesund macht. Sie gehen durch Erhitzen und die Magensäure nicht kaputt, deshalb sind sie die die wirklich gefährliche Reaktionen auslösen können. Bei der Erdnuss ist das beispielsweise Ara h 2 und bei Haselnuss Cor a 14. Sie gehören zu einer Unterfamilie der Speicherproteine, die besonders gefährlich sind. Die molekulare Allergologie testet gezielt auf die gefährlichsten Proteine. Die Proteinfamilien bringen sehr viel Fortschritt was die Testung angeht, auch für verschiedene Fleischsorten sind tierische Proteine bekannt.
Wichtig ist, dass sie sich als Betroffene vor untauglichen Tests hüten, diese werden heutzutage sogar schon im Internet angeboten.
Zusammenfassung: Amelie Weydringer
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