Hängen Haut und Seele zusammen?

Bereits an unserem Sprachgebrauch lässt sich erkennen, wie eng Haut und Seele zusammenhängen – Redewendungen wie „Ich könnte aus der Haut fahren“ oder „Ich möchte nicht in seiner Haut stecken“ kommen schließlich nicht von irgendwoher. Man spricht über die Haut, meint aber eigentlich das Gefühl oder die Empfindung. 

Hautpatienten sind oft wörtlich und im übertragenen Sinne „dünnhäutig“, die Häufigkeit von Depressionen und Angststörungen ist unter ihnen höher als im Rest der Bevölkerung. Ein Viertel der Hautpatienten bringt eine solche Störung mit, die Ursachen für die Hauterkrankung sind meist komplett offen. 1995 wurde eine Erdbeben-Studie in Japan durchgeführt, bei der Neurodermitispatienten befragt wurden, wie ihre Haut dadurch beeinflusst wurde. Bei 38% der Betroffenen trat die erwartete Verschlechterung ein, 9% bemerkten eine Verbesserung des Hautbildes – beim Rest blieb es gleich. Daran sieht man, dass nicht alles auf jeden gleich wirkt.

Psoriasis- Patienten  lassen sich in zwei Gruppen einteilen: bei der ersten Gruppe haben die Symptome mit Stress gar nichts zu tun, die zweite jedoch, welche circa die Hälfte der Betroffenen ausmacht, reagiert total auf Stress oder Belastung.

2016 wurden Soldaten, die nach Afghanistan mussten, befragt, ob sie traumatische Erlebnisse durchlebt hatten. Diejenigen, die angaben, dass ihnen das widerfahren sei, waren signifikant häufiger von Folgeerkrankungen wie Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis betroffen.

Allgemein gilt, dass zwei Richtungen bekannt sind. Patienten, die auf seelische Belastung mit der haut reagieren ,was als psychosomatisch bezeichnet wird, und Patienten, die die Hauterkrankung als Belastung wahrnehmen, also an sogenannten somapsychischen Problemen leiden – diese jedoch werden häufig unterschätzt, die psychischen Ursachen werden abgewertet und die Betroffenen verunsichert. Gerade die Sichtbarkeit ist bei diesen Krankheiten ein großes Problem, jeder meint, seinen Senf dazugeben zu müssen.

Patienten mit Nesselsucht reagieren oft nicht allergisch, sondern stehen unter Druck und sind verängstigt wegen neuer Quaddeln.

Auch Stress als fungiert häufig als Auslöser für Schübe, viele Faktoren von außen wirken auf uns.

Viel wichtiger sind aber Fragen wie „Wie bin ich? Wie reagiere ich auf diese Faktoren? Was ist mein Wesen?“

Häufige Stressoren sind unter anderem die Arbeit, das Zusammenleben mit der Familie oder Geld. Nicht nur der negative Disstress, zum Beispiel Zeitdruck oder Belastung durch die Geräusche einer Straße, an der man wohnt, löst Schübe aus, sondern auch der positive Eustress, den man unter anderem erlebt wenn man frisch verliebt ist. Kritische Lebensereignisse und Stressoren begleiten uns über einen langen Zeitraum, sind also Dauerstress – wenn man einmal einen stressigen Tag hat bleibt das meist folgenlos. Von außen werden Stressoren als viel kleiner betrachtet als man subjektiv empfindet, gerade bei Schuppenflechte sind die Auslöser oft Dinge, die von der Gesellschaft als nichtig betrachtet werden.  

Ein wichtiger Faktor bin Ich selbst:

Es gibt persönliche Stressverstärker, das bedeutet dass meine Einstellung für mich nicht so günstig ist und mich krank macht. Beispiele hierfür sind Perfektionismus, das Gefühl, alles kontrollieren zu müssen oder Angst. Oft kann man Dinge nicht so umsetzen, wie man das gern hätte, was natürlich sehr frustrierend sein kann.  Problematisch ist es auch, wenn man „Einzelkämpfer“ ist und alles immer selbst machen möchte, oder man nicht Nein sagen kann und es immer jedem recht machen möchte. Das Nein-Sagen lässt sich allerdings lernen, das muss geübt werden und geht nicht plötzlich. Wichtig hierfür ist vor allem, die Angst abzulegen, immer allen alles recht machen zu müssen, und das, was man sagen möchte, schon vorher zurechtzulegen. Man sollte sich außerdem von unerreichbaren Zielen, die eine permanente Selbstüberforderung darstellen, verabschieden.

Hauterkrankungen und ihre Folgen auf die Psyche

Patienten mit einer Hauterkrankung haben häufig Angst vor Diskriminierung, 80% der Psoriasispatienten haben das bereits erlebt, beispielsweise im Schwimmbad, wenn sie ihre Haut nur schwer „verstecken“ können, aber auch auf der Arbeit und im Alltag. Anmerkungen über den Zustand ihrer Haut treffen die Patienten sehr tief, mittlerweile jedoch tritt immer die Psoriasis häufiger auf und wird „öffentlicher“ – die Situation bessert sich. Trotzdem ist die Scham in manchen Fällen so groß, dass die Patienten Situationen wie einen Schwimmbadbesuch komplett meiden und sich zurückziehen – das ist problematisch, denn solche Verluste sind depressionsfördernd. Wenn Betroffene also nach einem schweren Schub nur noch zuhause bleiben, kann das psychische Folgen haben.  Deshalb sollte man versuchen, vor allem Kinder bereits von klein auf zu unterstützen, um ihr Selbstbewusstsein zu fördern.  

Überhöhte Selbstaufmerksamkeit und das ständige „Abscannen“ des eigenen Körpers nach Hautveränderungen ist auch nicht ratsam, man setzt sich permanent selbst unter Stres und häufiges Anfassen der betroffenen Hautstellen verschlimmert die Rötungen nur.

Hauterkrankungen sind Zeitfresser und können negativ auf die Beziehung wirken, auch ein verständnisvoller Partner ist mit der Zeit genervt davon, dass man oft cremen muss und nicht alles mitmachen kann oder möchte. Oft haben Patienten auch ein schlechtes Bild von sich selbst und fühlen sich körperlich unwohl.  

Die WHO sagt Folgendes : Gesund sind sie, wenn sie den Körper nicht spüren.

Bei einer Studie, wie hoch die Lebensqualität der Betroffenen ist, schnitten Neurodermitispatienten so schlecht ab wie diejenigen, die an die Dialyse müssen, daran wird deutlich dass eine Hauterkrankung keine Lappalie ist und ernst genommen werden muss.

Die Zuständigen der Vitalklinik wünschen sich Folgendes von ihren Patienten:

-       Die Erkrankung muss angenommen werden, das ist der erste Punkt.

-       Hauterkrankung soll so klein wie möglich gehalten werden, sie ist nicht  Zentrum          des Familienlebens und muss nicht ständig diskutiert werden.

-      Betroffene sollen sich und ihre Erkrankung selber managen und viel unternehmen.

-      Es gibt auch andere Probleme, die Schuppenflechte ist nicht an allem schuld.

-      Patienten sollen mit anderen darüber sprechen.  

-      Man sollte mit der Erkrankung leben und nicht dafür.

„So geh du voran“, sagt die Seele zum Körper. „In Ordnung“, sagte der Körper, „ich werde krank werden, dann hat er Zeit für dich.“ Das schrieb Goethe in Faust II, ein Spruch der uns alle zum Nachdenken bringen sollte, was uns der Körper in gewissen Situationen sagen möchte.

 

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