Funktionsstörungen der Hautbarriere- Ursache Neurodermitis

Die Neurodermitis oder atopische Dermatitis ist eine häufige, überwiegend im Kindesalter auftretende chronische, familiär gehäuft auftretende Ekzemerkrankung,
bis zu 20% aller Säuglinge u. ca. 3% der Erwachsenen aller Altersgruppen sind betroffen
mit starkem Juckreiz und trockener schuppender geröteter Haut verbunden
genaue Ursache bisher nicht bekannt, polygene Erkrankung, die mit Störungen der Hautbarriere, der mikrobiellen Abwehr u./o. des Immunsystems einhergeht.

Grundlage der erhöhten Reizbarkeit der Haut ist eine gestörte Barrierefunktion der Haut

Reifung der Hautschutzbarriere hält über mindestens 12 Lebensmonate hinweg an,

Umso wichtiger ist bei bekannter Veranlagung zu Neurodermitis die richtige Hautpflege, um den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern.

Bekannt ist, dass betroffene u. nicht betroffene Haut der Neurodermitis ein Mangel an Hautfetten, insbesondere Ceramiden aufweist.

Ebenso Mutation im Filaggrin- Gen, Folge- Mangel an Fillagrin(Schlüsselelement der Hautbarriere ein Keratinvernetzungsprotein), mit verantwortl. für die Aufrechterhaltung des Schutzmantels der Hornschicht ist.

Bei frühem Krankheitsbeginn u. persistierender Verlauf, begleitende Atopien (all. Asthma)u. erhöhtes IgE -Nachweis der Mutation des Fillagrin-Gens.

Verminderte Speicherfähigkeit für Feuchtigkeit, d.h. transepidermaler Wasserverlust bei Menschen mit a. D. bei nichtläsionärer Haut um das Zweifache u. bei floriden Ekzemen um das Vierfache erhöht u. Wasserbindungsfähigk. reduziert.

Durch die raue schuppende und trockene Oberfläche sind daher Schutzfunktionen der Haut gegenüber Umwelteinflüssen nicht mehr gewährleistet es kommt u.a. leichter zu Infektionen durch Bakterien, bes. Staphylokokken o. Viren und allergischen Reaktionen: durch frühe chron. Entzündung der kindlichen Haut werden Immunzellen, die sog. TH2-Zellen verstärkt in den LK produziert, welches wiederum zu IgE Sensibilisierung, d.h. erhöhte allerg. Reaktionsbereitschaft, beiträgt.

Juckreiz und Schwere der Neurodermitis nehmen zu.

Funktionen v. Schweißbildung, Temperaturregulierung u. Hautdurchblutung sind gestört

Ausbruch der Neuroderm. durch unabh. Einwirken v. verschiedene Fakt. verursacht

Auslöser Faktoren o. Triggerfakt. sind :

Innenraumallergene wie Katzenhaare o. Hausstaub spielen bei ca. 70 % der Neurod. eine Rolle, nach dem 2.LJ. auch Aussenluftallergene Kleidung( Irritationen der Haut, bes. Schafswolle, Kunstfasern, kratzende Etiketten), bakterielle Inf., insbes. Staph. aur. , Viren(HSV, Moll. Cont.) führen bei Produktionsmangel von best Abwehrstoffen des angebor. IS(Defensine)- erhöhte Empfänglichk. f. Inf. u. damit zunächst ungebremste Keimzunahme auf der Haut- führen später zu einer überschießenden, ungebremsten uneffektiven Entzündung

Klimatische Bedingungen (hohe Luftfeuchtigk., extreme Hitze o. Kälte)

Nikotinbelastung Nahrungsmittelallergie bei 30-40% der Neurodermitiskinder

( Kuhmilch, Hühnerei, Soja, Weizen, Erdnuss)

Reinigungsmittel wie auslaugende Seifen, zu kräftiges Abtrocknen der Haut nach Duschen o. Baden, zu langer Wasserkontakt, zu heißes o. warmes Wasser

Psyche

Neben dem Meiden von verschiedenen Provokationsfaktoren der Haut gehört zur Basistherapie der Neurodermitis vor allem die richtige und regelmäßige Hautpflege, um die gestörte Hautbarriere zu reparieren u. fehlende Hautfette zu ersetzen ( siehe Apotheken Umschau v. 15. Sept.) und die frühzeitige u. ständige Behandlung der Entzündung im Sinne einer proaktiven Therapie d.h. Handeln statt warten.

Konsequente Hautpflege bei gestörter Hautbarriere : auch Eincremen, wenn keine Ekzeme vorh. sind, Hautpflegepräparate dem Hautzustand anpassen.

Damit Einsparen v. Wirkstoffen mit Nebenwirkung u. Juckreizminderung

Stufenplan der Neurodermitis- Behandlung nach Leitlinien 2008 (Prof. Th. Werfel Medizin. Hochschule Hannover)

1. Stufe

bei Trockener Haut , wenig Rötung, sonst Symptomfreiheit

Basis- Pflege der individuellen Situation angepasst

Als Basispflegeprodukte wirkstofffreie Externa abh. v. Hauttyp, Grad der Entzündung u. den äußerlichen Bedingungen.

In der Kalten Jahreszeit- fetthaltige Salbe

In der warmen Jahreszeit wasserhaltigere Cremes

Bei stark entzündetem Ekzem bis zur Besserung wasserhalt. Creme (Ungt.emuls.aqu.)

Bei Übergang in ein chron. Ekzem mit sehr trock. rissiger Haut u. Lichenifik. stärker rückfettende Salbe wenn mögl. Zusatz v. hydratisierenden Zusätze wie Harnstoff o. Glycerin(5-10%),

Harnstoff im Säuglings-u. KK-Alter nach Auftragen- Brennen der Haut, d.h. erst ab 2. LJ u. nicht auf akute Ekzeme

Spreitende Badeöle- führen zur Rehydrierung der Haut u. Verbess. der Hautbarriere, dazu durch regelm. Baden werden Sekret, Schuppen u. Bakterien v. der Hautoberfläche entfernt

Vermeidung u. Reduktion v. Triggerfakt.,

2. Stufe

bei Leichten Ekzemen (Juckreiz, Rötung, Kratzspuren)

Kortisonfrei antientzündliche Salben wie Zinkoxid, Leuchichthol

Topische Steroide Klasse 1-2 (Hydrocortison 0,5-1%) ,

ab 2. LJ. Topische Calcineurininhib.- Unterdrückung verschied. T-Zellfunktionen u. damit Hemmung der kutanen Entzündungsreakt.

Juckreizstill. +Antientzündl.Ther.:

fett-feuchte Verbände ( wirkstoffreie Salbe mit Umschläge mit H2O o. Schwarzem Tee o. physiol. Kochsalzlösg)/

Polidocanol bis 5%/Menthol 1-2%/

sedierende Antihistaminika zur Nacht/

gekühlte Cremes o. Salben

Antiseptische Therapie

 Triclosan 1-2 %/ Methylrosanilin 0,3%/ Chlorhexidin1%/

topische Antibiotika

3.Stufe

Äußerlich- Moderate Ekzeme(stärkere Rötung mit Kratzspuren u. näss. verkrust. Herden u. starkem Juckreiz): feuchte Umschläge,

Behandlung der Superinfektion durch lokale / systemische antibiotische / antivirale Therapie,

Kortisonhaltige Cremes oder Salben Klasse 2-3.

Neue entzündungshemmende, nicht kortisonhaltige Wirkstoffe- Calcineurininhibitoren: Tacrolimus, Pimecrolimus.

Innerlich: Antihistaminika, Cortison oder andere Immuntherapeutika.

Umgang mit Juckreiz und Kratzen


  • Prävention durch Hautpflege
  • Kühlen, gekühlte Salben verwenden
  • Wärmestaus durch Kleidung oder Bettzeug vermeiden
  • Beschäftigung der Hände
  • Abreagieren durch körperliche Aktivitäten
  • Nichtschädigende Stimulation der Haut ( Drücken, Kneifen, Reiben, Bürsten, Streicheln.)
  • Kurz und Sauberhalten der Fingernägel (Ecken rund feilen)
  • Entspannungsverfahren


Zusammenfassend:

Wichtigster Faktor in Behandlung der Neurod. u. Prophylaxe von Ekzemschüben ist die richtige u. regelm. Hautpflege und das Erkennen und Vermeiden von Triggerfaktoren

Hilfreich sind Schulungen f. Neurod. u. Selbsthilfegruppen.

 

Frau Dr. Bussemer

Hautärztin

Schlossgasse 3-7

98617 Meiningen Tel.: 03693 41927

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