"Weizenprodukte und Lactoseintoleranz"

Vortrag von Frau Wagner, Schlosskrankenhaus Friedensburg in Leutenberg. Statt einer Einleitung , in der das Loblied auf Kuchen, duftendes Brot und schmackhaftes Gebäck gesungen gesungen werden soll, wird der Übeltäter genannt: GLUTEN. Gluten, Klebereiweiß, ist Bestandteil von allen heimischen Getreidearten.

 Es findet sich im Weizen und seinen Urformen Einkorn und Emmer, in Roggen, Gerste, Dinkel, Triticale, einer Züchtung aus Roggen und Weizen, aber auch im Hafer, der durch Zuchtveränderung auch Gluten haltig sein kann. Glutenfrei sind neben einigen exotischen Getreidesorten die allbekannten überseeischen Getreide Reis, Mais und Hirse. So treten in Gegenden, wo diese Grundnahrungsmittel sind, Glutenabhängige Erkrankungen kaum auf. Die vorgestellten Krankheitsbilder sind unter dem Oberbegriff „Glutenüberempfindlichkeit“ einzuordnen: 1. Gluteninduzierte Zoeliakie 2. Glutensensitivität 3. Weizenallergie Daneben gibt es Erkrankungen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Gluten in Verbindung zu bringen sind: ideopathische Erkrankungen des Darms, CED (Chronisch-Entzündliche Darmerkrankungen) wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Die etwas verschwommene Diagnose „Reizdarm“ ist i.d.R. nicht im Zusammenhang mit Gluten zu sehen. 1.Gluteninduzierte Zoeliakie (Sprue). Der Name Zoeliakie, der ursprünglich nur für die kindliche Form, die mit den Nahrungsumstellungen auftritt, verwandt wurde, wird heute vielfach auch für die bei Erwachsenen diagnostizierte Form, die eigentlich Sprue heißt, angewandt, Die Erkrankung beginnt, wenn in die Ernährung der Kinder glutenhaltige Nahrungsmittel einfließen (Weizenprodukte) bzw. wenn das Kind auf Erwachsenenernährung umgestellt wird. Voraussetzung ist die angeborene Überempfindlichkeit gegenüber Klebereiweiß. Seit 1950, als der Zusammenhang zwischen dem Verzehr von bestimmten Getreidesorten und den Krankheitserscheinungen entdeckt wurde, hat die Erforschung der Zoeliakie stetige Fortschritte gemacht. In Mitteleuropa ist heute ein Mensch von 500 betroffen; vor 20 Jahren war das Verhältnis noch 1 : 2000, was einmal mit der kontinuierlichen Nahrungsumstellung zu tun haben könnte, zum anderen aber auch an den neuen präziseren Diagnoseverfahren und –möglichkeiten. Die Beschwerden sind nur in einem geringen Teil der Fälle Durchfälle und starke Blähungen, die jedoch in Krisen bedrohlich werden können. Es ist mit Gewichtsverlust und Unterernährung zu rechnen durch die auftretende Malabsorptionsstörung (gestörte Aufnahme der Nährstoffe). Es kann bei Nichtbeachten der Krankheit zu starken Veränderung der Darmschleimhaut kommen mit einer Zottenatrophie (-rückbildung). Bei Kindern kommt es zu Wachstumsstörungen, Störungen im Knochenstoffwechsel können auch Folge der Erkrankung sein. Ebenso wurden beobachtet Diabetes Typ I (insulinpflichtig) und autoimmune Schilddrüsenerkrankung. Einzige wirksame Therapie ist der lebenslange Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel d.h. heimische Getreidesorten. Bei Verzicht auf Weizen-, Roggen-, Dinkel-, etc.-Produkte ist nach 2 – 4 Wochen Beschwerdefreiheit zu erwarten. 2. Glutensensitivität (-überempfindlichkeit) Während Zoeliakie und Weizenallergie sicher zu diagnostizieren sind, kann die Glutensensitivität nur durch Ausschlußdiagnose bestimmt werden. Die Erkrankung ist die häufigste Form der hier betrachteten Glutenverträglichkeitsstörungen; es wird geschätzt daß 6 % der deutschen Bevölkerung betroffen sind. Die Beschwerden sind vielfältig: Bauchgrimmen mit Schmerzen, Bauchgrimmen ohne Schmerzen,, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Migräne. Im Gegensatz zur Allergie treten die Beschwerden wesentlich später auf (nach Tagen), was die Diagnose zusätzlich erschwert.. Um eine Abgrenzung zur Zoeliakie vorzunehmen , ist eine Überprüfung der Darmschleimhaut notwendig. Zur Therapie ist eine mehrwöchige Karenz notwendig (absolute Glutenfreiheit), nach der sogar nach gemäßigtem Genuß von Getreideprodukten Beschwerdefreiheit beobachtet wurde. 3. Weizenallergie Da Weizenstärke nicht nur in der Nahrung enthalten ist (Backwerk, Nudeln, Saucen, Pizzateig, fettreduziertes Hackfleisch und ähnliches), sondern auch in Knete für Kinder z.B. und Kosmetikartikeln wie Zahnpasta, ist für den Weizenallergiker größte Vorsicht und Aufmerksamkeit geboten. Verantwortlich für die Allergie sind die Eiweiße Albumin und Globulin. Die Zusammenhänge wurden von der Referentin erklärt, sollen aber hier wegen ihrer Komplexität keine Rolle spielen. Die gute Nachricht für Weizenallergiker ist, daß Roggen, Hafer, Gerste keine Allergie erzeugen. Weizen und seine Urformen müssen jedoch strikt gemieden werden. Tritt die Allergie im Kindesalter auf, so ist nach einigen Jahren der Karenz (Verzicht auf Weizenprodukte) auf Normalisierung des Zustands zu hoffen, während die Diagnose beim Erwachsenen i.d.R. lebenslange Meidung von Weizeneiweiß enthaltenden Produkten erfordert. Günstig für Erwachsene wäre die Prüfung, welche Bestandteile des Weizens für die Allergie verantwortlich sind. Allgemein. Bei als „glutenfrei“ bezeichneten Produkten ist ein Glutenwert von 20 ppm erlaubt. Diese Menge ist für Zoeliakie patienten und für Menschen mit Glutensensitivität unbedenklich; dem Weizenallergiker ist das Produkt jedoch nicht zu empfehlen, da i.d.R. unbekannt ist, aus welchem Getreide das Gluten stammt, also auch vom Weizen kommen kann. Gluten ist oft enthalten in Fertiggerichten, Fisch- und Fruchtzubereitungen, oft aus ästhetischen, manchmal aus technischen Gründen. Wichtig ist die genaue Beachtung der Packungshinweise. Kurzfassung zum Vergleich. Zoelikie: keine Allergie, Dünndarmschleimhautveränderungen. Magen/Darm; Müdigkeit, Appetitlosigkeit ,Blässe, Kopfschmerzen ,Anämie, depressive Verstimmung. Verursacher:Gluten. Therapie: glutenfrei lebenslang. Weizenallergie: keine Veränderung der Dünndarmschleimhaut. Kinder: schwallartiges Erbrechen. Übelkeit, Völlegefühl. Erwachsene: orale Allergiesymptome wie Zungenbrennen und Halskrabbeln; Ohrenjucken. Verursacher: Weizenprotein. Therapie: nach Karenz von 15 -24 Monaten (Test) oft beschwerdefrei. Glutensensitivität: Feststellung durch Ausschlußdiagnose. Auftreten von Magen/Darm-Störungen, Hauterscheinungen, Stimmungsveränderungen. Verursacher Gluten. Therapie: 12 -24 Monate glutenfrei (Test), dann evtl. mengenabhängige Beschwerdefreiheit. Vom Verzicht betroffen sind Weizen mit Urformen und (außer bei Weizenallergie) Dinkel, Emmer, Roggen, Gerste, Hafer und Triticale. Erlaubt sind Mais, Reis, Hirse, Amaranth, Buchweizen und Chinoa. Im Anschluß an den Vortrag wurden noch andere Unverträglichkeiten vom Publikum ins Gespräch gebracht und von der Referentin behandelt (Beispiel Glucoseintoleranz).

Sie werden Thema eines zukünftigen Vortrags sein. Zusammengefasst von Günter Joy

Kommentar schreiben

Kommentare: 0