Erfahrungsbericht Jordanien 2006 von Victoria Richter

Vor ca. acht Jahren bekam ich die Diagnose Kopfhaut-Psoriasis. Von einem einzigen kleinen Punkt am Hinterkopf breitete sie sich während der Jahre aus, bis nahezu der gesamte behaarte Kopf befallen war. Zusätzlich bildeten sich seit ungefähr einem Jahr auf Rumpf, Armen und Beinen zahlreiche winzige Herde

Da ich im Sommer 2006 gerade die Schule beendet hatte und mir nun erneuter Stress durch Umzug und Studium bevorstanden, entschloss ich mich für eine Klimaheilbehandlung in Jodanien am Toten Meer um meine Haut vorher noch einmal möglichst sauber zu bekommen. Im Internet wurde ich auf die Selbsthilfegruppe von Margitta Hess aufmerksam, welche jährlich Reisen an das Tote Meer unternimmt. Nach einem ausführlichen Telefongespräch mit Margitta war meine Entscheidung gefallen. Es folgte viel Papierkrieg mit der Krankenkasse wegen Kostenübernahme der Kur, welchen ich mir jedoch auch hätte sparen können. Wie ich später erfuhr, war die volle Kostenübernahme durch die Krankenkasse lediglich Ausnahme, selbst schwerste Fälle zahlten die rund 1770 Euro aus eigener Tasche. Dafür brauchte ich mich nicht weiter um Buchungen von Flug oder Hotel zu kümmern, ich bekam alles fertig zugeschickt und musste nur noch auf den Abflugtermin warten. Die gute Organisation und der reibungslose Ablauf ließen reichlich Erfahrung durch die vielen vorausgegangenen Reisen erkennen.

Am Flughafen wurden die ca. 30 Reiseteilnehmer erst einmal mit einem Sekt willkommen geheißen. Das Alter war gut gemischt, wobei die Jüngste vier Jahre alt war. Viele waren zum ersten Mal dabei, diese wurden jedoch herzlich von den alten Hasen aufgenommen. Während der ganzen Zeit war die Gruppe ein Team. Es bildeten sich zwar je nach Interesse oder Vorhaben immer wieder kleinere Gruppen, jedoch war es alles in allem ein fröhliches Miteinander und es gab keinen der nicht integriert war.

Mein Tagesablauf war während der gesamten drei Wochen (mit Ausnahme der Ammanfahrt) im Prinzip immer gleich: Gegen halb zehn frühstückte ich relativ spät, ging dann bis zwölf Uhr Mittag ins Tote Meer und legte mich anschließend für drei bis vier Stunden in die pralle Mittagssonne. Dann hielt ich mich noch ein Weilchen im durch die Klimaanlage gekühlten Zimmer auf um anschließend bei den Anderen am Hotelpool vorbeizuschauen. Ab um Sieben gab es auch schon wieder Abendessen und anschließend saß man noch in gemütlicher Runde bei dem ein oder anderen Bierchen zusammen. Das Essen war ausgezeichnet. Es gab reichlich Auswahl und einmal die Woche wurde zur Abwechslung draußen bei arabischem Programm serviert.

Natürlich besserte sich meine Haut während der drei Wochen. Mit Ausnahme von ein wenig Teer die letzten zwei Tage benutzte ich keine Medikamente innerlicher oder äußerlicher Form. Bereits vor dem Flug rasierte ich mir meine schulterlangen Haare ab; während der drei Wochen gab es dann noch mal zwei Nassrasuren. Bereut habe ich es nicht, da ich nun erstmalig seit der Psoriasis eine nahezu erscheinungsfreie Kopfhaut habe. Die ehemaligen Stellen lassen sich zwar optisch noch erkennen, da sie heller sind als die restliche Kopfhaut, jedoch kann ich sie zum Glück nicht mehr spüren, also keine dicken, roten, teilweise blutigen und juckenden Stellen mit schuppenden Krusten mehr. Schon alleine wegen meinem Kopf hat sich die Reise gelohnt. Die restlichen kleinen Stellen am Körper sind hellrosa geworden, eine größere am Rücken ist nahezu weiß. Wahrscheinlich hätte ich das Klima dort unten noch eine Woche länger gebraucht um die Stellen komplett abheilen zu lassen.

Jedoch war das Klima nicht allein ausschlaggebend für die einsetzende Heilung. Den Aspekt, den ich vor Reiseantritt völlig unterschätzte, war die Psyche. Zum ersten mal habe ich nicht mehr darauf geachtet, die befallene Haut zu verstecken. Eigentlich habe ich zum erstmalig nicht ständig an meine Haut gedacht, wenn ich unter Menschen saß. Dadurch, dass so viele Psoriatiker dabei waren und dadurch, dass jeder Nicht-Psoriatiker zumindest wusste, was Psoriasis ist und ihr so keine weitere Beachtung schenkte, bekam die Krankheit in meinem Kopf erstmalig den Status des Normalen. In Jordanien fühlte ich mich unter Menschen irgendwie freier als sonst. Das Unterbewusstsein vor allem von jungen Menschen, welche ihre Psoriasis nie als Teil ihrer Selbst angenommen haben, trägt meiner Meinung nach einen großen Teil zur Heilung bei. Wenn keine permanenten Blicke fallen, fühlt man sich nicht mehr anders unter Anderen. Wenn man nicht permanent angestarrt wird, ist es, als gäbe es nichts was angestarrt werden könnte. So sieht man die Psoriasis selbst nicht mehr, wodurch sie schneller verschwindet.

Insgesamt war es eine schöne Zeit in Jordanien, die viel zu schnell vorbei war. Aber jetzt kenne ich den Ablauf und weiß, ich vergessen hatte oder falsch machte. Beim nächsten Mal vergesse ich zum Beispiel garantiert nicht das Moskitonetz oder werde ich mir auch die Bade- und Sonnenzeiten anders einteilen. Bei anderen sah man beispielsweise, dass es noch mehr Erfolg bringt, kürzer und dafür öfter am Tag hintereinander zu baden und zu sonnen.

Letzten Endes hoffe ich, dass der verbesserte Hautzustand bei allen noch sehr lange anhält. So oder so weiß ich, dass ich nächstes Jahr wieder dabei bin.

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